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Mapping, Networking, Collaboration – Startups im Sozialbereich

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Im Grunde ist es ja so: Für den Sozialbereich hat sich lange Zeit niemand interessiert. Wer Interesse an Sozialer Arbeit hat, ist entweder selbst Sozialarbeiter oder er braucht Hilfe von Sozialarbeitern. So zumindest lautet ein gängiges Vorurteil.

In letzter Zeit fällt mir allerdings auf: Das Interesse am Sozialbereich wächst. Deutsche Internet-Start-ups entdecken den sozialen Sektor als (lohnenden?) Markt. Bedenkt man, wie stattlich der soziale Sektor in den letzten Jahrzehnten gewachsen ist, ist es doch eigentlich auch kein Wunder? Höchstens eine Frage der Zeit.

Dass Unternehmen über das Internet Spenden für soziale Projekte sammeln oder Personal anwerben, ist ja nicht neu. Auch im Sozialbereich hat es sich heute bewährt, das Internet für Fundraising, Personalrekrutierung und Marketing zu nutzen. Mapping, networking, collaboration sind dagegen erst morgen. Oder doch nicht?

Über-den-Tellerrand-schauen

Über den Tellerrand schauen: Was gibt's Neues?

Brigitte Reiser von nonprofits-vernetzt plädiert schon lange für mehr Vernetzung im Sozialbereich. Auf ihrem Blog schreibt sie:

Die Soziale Arbeit hat sich „selbst zu einem gesonderten System entwickelt, das zu wenig in die Gesellschaft eingebunden ist. Die zentrale Zukunftsstrategie für Nonprofits im Sozialbereich muss deshalb lauten, Netzwerke aufzubauen – in die Zivilgesellschaft hinein und gemeinsam mit staatlichen Akteuren und Unternehmen.“ (Quelle)

Die eine Frage, die sich mir hier stellt, ist natürlich: Wie? Wie sollen diese Netzwerke gestaltet sein? Wie können sie funktionieren?

Die andere Frage, die ich mir stelle, ist aber: Wer?

Wer ergreift die Initiative, um solche Netzwerke aufzubauen? Die sozialen Organisationen selber? Andere?

Im Moment, würde ich sagen, steht es 1:0 für „die Anderen“. Gut, eine Einteilung in „wir“ und „andere“ sollte in den globalisierten Zeiten eigentlich obsolet sein. Wo ein Markt existiert, kommt eben jemand, der die Lücke füllt. So einfach ist es (oder nicht?).

Glaubt man den Vorstößen der Unternehmen, scheint der Markt fürs Networking im Sozialbereich da zu sein. Offensichtlich gibt es Bedarf.

Auf der Spendenplattform betterplace heißt es zum Beispiel:

„Für viele soziale Projekte ist das Internet immer noch unbekanntes Land. […] Nun möchten wir diese zögernden sozialen Projekte mit den vielen bereits oder potentiell engagierten Unterstützern und Unternehmen per Internet zusammenbringen…in einem „Städteportal“. (Quelle)

Das Bürgerportal unserort.de schreibt:

„Wir wollen mit unserort Institutionen und Vereinen, die ehrenamtlich aktiv sind und nur über begrenzte finanzielle Möglichkeiten verfügen, eine kostenfreie Plattform anbieten, um die Selbstdarstellung und Präsentation ihrer Arbeit zu erleichtern. So können sich beispielsweise freiwillige Feuerwehren, Kulturvereine, Kirchengemeinden und Jugendzentren über unserort vermehrter Aufmerksamkeit für ihre wichtige Arbeit erfreuen.“ (Quelle)

Und KigaRoo präsentiert sich so:

„Aus Gesprächen mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Kitas, Krippen, Krabbelgruppen und Kindergärten wissen wir: Eine moderne und ganz einfach bedienbare Software kann den Alltag in frühkindlichen Bildungseinrichtungen erheblich erleichtern. Für uns war das Grund genug, die Initiative zu ergreifen und die Entwicklung einer zukunftsweisenden Lösung in die Hand zu nehmen. Unser Anspruch: Pädagogen bei ihrer Arbeit helfen und zugleich die Kommunikation mit den Eltern erleichtern!“ (Quelle)

Man mag sich jetzt gerne darüber streiten, wie gut oder weniger gut man das eine oder andere Konzept findet. Und ein eingefleischter „Soziali“ findet mit Sicherheit bei allen Konzepten irgendein Haar in der Suppe, das der Praxistauglichkeit oder dem eigenen sozialen Selbstverständnis entgegensteht. Aber Fakt ist: da tut sich was, das lässt sich nicht ignorieren. Und es wird noch weitergehen.

Dieses „da tut sich was“ betrifft ja nicht nur den Sozialbereich. Bei Journalisten „tut sich was“ durch Blogger und Meinungsmacher. Bei Politikern „tut sich was“ durch Bürger, die (plötzlich) mitbestimmen wollen. Bei Verlagen „tut sich was“ durch den Ebook-Markt und die zahlreichen Selfpublisher… Egal, wo man hinschaut: Veränderungen sind überall im Gange. Etablierte Hoheitsbereiche geraten ins Wanken, werden durchlässig und hybrid. Und der Sozialbereich steht da längst nicht mehr außen vor.

Sollte man jetzt ins Grübeln kommen? Zugegeben: Es kratzt doch schon ein bisschen an der eigenen beruflichen Identität, wenn da plötzlich „Andere“ kommen, die einem ungefragt zeigen, wie das „unbekannte Land“ funktioniert? Oder nicht?

Auf der anderen Seite: Hier bieten sich viele Chancen: mehr Know-How, mehr Reichweite, neue Kooperationspartner, mehr Transparenz…

Und wer weiß: Vielleicht gibt es sozialen Organisationen ja auch einen Anstoß, selber aktiv zu werden und in den Markt miteinzusteigen?

 

Titelbild: © by BirgitH / pixelio.de


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